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Auf keinen Fall Prinzessin!

Autor / Illustrator: Grzegorz Kasdepke, Emilia Dziubak
Seitenzahl: 32
Erscheinungsjahr / Verlag: Fischer Sauerländer / Meyers / Duden Frankfurt/Main 2018
ISBN: 9783737354615
Preis: 14,99
Genre: Bilderbuch
Thema: Familie / Spiel
Zielgruppe: Büchereigrundstock Klassenlesestoff

Kurze Inhaltsangabe

Ein herrliches Bilderbuch, das dem (Einzel-) Kind in der Familie viel Raumm gibt...

Rezension oder literaturpädagogischer Praxistipp

Einfamilienhausidylle. Vater, Mutter, Oma, Opa, Marie. Marie ist ein Drachen, jawohl. Und deswegen müssen die anderen sich fügen: Oma und Opa sind Skelette auf dem Teppich, Mama ist die Prinzessin, die von dem Drachen geraubt wird und Papa der Ritter, der vom Drachen gefressen und zerknackt wird.

Immer wieder müssen Vater, Mutter, Oma und Opa sich fügen, auch mal als Variation: Opa wird Prinzessin, Oma der Drache, Mama der Ritter und Papa, weil er vom Drachen schon so oft zerknackt wurde, wird zwei Skelette auf dem Teppich. Marie wird Wehrturm. Am Ende wird Marie wieder Drache. Aber ein entzückender, wohlerzogener Drache.

Sprachlich wird viel in Dialogen erzählt, die immer wieder doppelbödige Komik erzeugen:
"Frisst du mich jetzt?", fragt der Papa-Ritter.
"Klar!"
"Soll ich nicht lieber vorher die Rüstung abnehmen", schlug der Ritter vor. "Sonst schneidest du dir noch die Zunge."

Die Spielhandlung wird in den Bildern spannend umgesetzt, denn dort ist Marie nur manchmal ein Mädchen im Drachenkostüm - oft ist sie auch ein "wirklicher" Drache, wohingegen die Erwachsenen fast immer Menschen bleiben. Insgesamt spielt das Buch mit der Frage, was Spiel ist und was auf der Erzählebene real ist. Wir erwachsenen Leser*innen sehen es sofort: Marie ist ein anstrengendes Kind, das die ganze Familie mit seinen Ideen tyrannisiert - ein Drache eben. Und viele Kinder werden diese metaphorische Ebene ebenso erkennen oder erahnen. Dabei sind die Charaktere der Erwachsenen auch differenziert: Opa, der sich auf das Spiel freut, Papa, der auch gern mitmacht. Mama, die sich langweilt und Oma, die das im Inneren alles nicht richtig findet.

Die Bilder setzen das Geschehen in einem bildungsbürgerlichen Haus um, zumeist im Wohnzimmer. Sie ergänzen den Text erzählerisch im Handlungsstrang, kommentieren und charakterisieren die Figuren durch Mimik und Gestik. Sie erzählen aber auch ganz Eigenes, etwa wenn nahezu durchgängig zwei Figuren ergänzt werden, die im Text nicht auftauchen: Eine Schlange und ein Ferkel.

So ist im Zusammenspiel von Text und Bild ein tiefgründiges und lustiges Bilderbuch entstanden, das auf ganz eigene Weise unterhaltsam ist für Kinder und Erwachsene, das aber zum Nachdenken über kindliche Dominanz in der Familie, über Spielgewohnheiten, innere Wünsche und äußere Handlungen anregt.

Christoph Jantzen, AJuM Hamburg

www.ajum.de


Rezensent: AJuM
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