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Lieber Feind

Autor / Illustrator: Jean Webster, Franz Renger
Seitenzahl: 412
Erscheinungsjahr / Verlag: Carlsen Hamburg 2018
ISBN: 9783551560452
Preis: 18,99
Genre: Erzählung / Roman
Thema: Briefroman / Waisenhaus / historischer Roman / Erziehung Anfang 19. Jh.
Zielgruppe: Büchereigrundstock

Kurze Inhaltsangabe

Sallie McBride wird von ihrer Freundin Judy die Leitung eines Waisenhauses übertragen. Plötzlich obliegt ihr die Verantwortung für mehr als einhundert kleine Wesen. Der örtliche Kinderarzt Dr. MacRae steht ihr unterstützend zur Seite. Der Briefroman besteht aus der lebhaften Korrespondenz von Sallie mit ihrer Freundin Judy, Dr. MacRae und ihrem Verlobten Gordon.

Rezension oder literaturpädagogischer Praxistipp

Nach ihrem Abschluss an der Universität verlobte sich Sally McBride mit einem jungen aufstrebenden Politiker und genoss das gesellschaftliche Leben in vollen Zügen. Ihre Freundin Judy wollte Sallys Energie in eine produktive Richtung lenken und schlug sie für die Leitung des John-Grier-Heims vor. Als Sallys Verlobter Gordon bei dieser Vorstellung in lautes Lachen ausbrach, nahm sie die Herausforderung kurzentschlossen an. Voller Tatendrang stürzt sie sich mit Leib und Seele in die neue Aufgabe. Ein Heim mit über einhundert Waisen zu leiten ist keine leichte Aufgabe. Täglich gilt es neue Herausforderungen zu meistern, die neben der allgemeinen Leitungstätigkeit und dem regelmäßigen Kontakt zu Stiftungsräten anfallen. Sally möchte allen Kindern eine unbeschwerte Kindheit ermöglichen und ein Heim bieten in welchem sie sich geborgen fühlen können. Sie sollen sich zu kleinen Individuen entwickeln können und keine kleinen, einheitlich uniformierten Roboter werden. Unterstützt wird Sally natürlich von ihrer Freundin Judy und deren Mann. Diese tragen auch einen Großteil zur finanziellen Unterstützung bei. Allerdings ist Sally im Beschaffen von Geldern und Anwerben von Unterstützern sehr erfindungsreich. Tatkräftige medizinische Unterstützung erhält Sally durch den Kinderarzt Dr. Robin MacRae. Leidenschaftliche Meinungsverschiedenheiten, intensive Diskussionen, unkonventionelle Ideen sowie ein stetes Bestreben nach Einigung prägen ihre stürmische Beziehung.

Im Roman sind alle persönlichen Briefe gesammelt, welche durch Sally McBride während ihrer Tätigkeit als Leiterin des John-Grier-Heims geschrieben wurden. Sie schreibt vorwiegend und sehr ausführlich an ihre Freundin Judy. Ihr teilt sie nicht nur von Tagesablauf und Probleme, sondern auch persönliche Dinge mit. Einige Briefe gehen an den Verlobten Gordon. Meist entschuldigt sie sich bei ihm, nicht viel Zeit für Korrespondenz gefunden zu haben. Im Laufe der Zeit wird nicht nur der Briefabstand größer. Der aufmerksame Leser bemerkt sehr schnell, wie sich Sally auch emotional entfernt. Kurze, leidenschaftliche Notizen und Nachrichten gehen an Dr. Robin MacRae. Der Briefroman enthält nicht die Antworten der Briefpartner. Aber das ist auch nicht notwendig, denn eine Antwort ergibt sich meist aus der folgenden Korrespondenz.
Sallies Briefe sind ein gesellschaftlicher Spiegel des beginnenden 19. Jh. Sie erlauben eine interessante Gesellschaftsstudie und geben Auskunft über Erziehung, Förderung und Versorgung von Kindern in dieser Zeit. Als Allheilmittel gegen Unterernährung und Anämie wird vom Arzt z.B. Lebertran verabreicht. Auch über Euthanasie von gesellschaftlich vorbelasteten oder behinderten Kindern wird rege diskutiert. Sallie erörtert Forschung, gesellschaftliche Meinung und Bildungsempfehlungen. Dr. MacRae erforscht sehr intensiv die Vererbung von Trunksucht, Diebstahl und Mord. Die gängige Meinung und Forschung zu diesen Themen wird durch Sallie in ihrer Korrespondenz leidenschaftlich ausgewertet.

Dieser einmalige Briefroman bietet ebenfalls tiefe Einblicke in die Themen Frauen der Gesellschaft und Arbeit sowie Emanzipation. Vielen Dank an den Königskinderverlag für die Herausgabe dieses Klassikers in deutscher Sprache. Das Werk ist für Fans von Jean Webster und Lucy Maud Montgomery unbedingt zu empfehlen.

www.ajum.de


Rezensent: AJuM
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