Presseinformation [27.05.2021]
Damit Schule junge Menschen darin unterstützt, die Herausforderungen ihres Lebens zu bewältigen, braucht es weit mehr als eine auf vermeintliche Kernfächer verkürzte Diskussion zu coronabedingten Lernrückständen. Kinder und Jugendliche brauchen Schule als Lebensraum, an dem sie gern und lebensnah lernen können ? eine Schule, in der sie erfahren können, kooperativ zu handeln und sich die Welt kritisch zu erschließen. Es braucht also eine Schule, in der Kulturelle Bildung das Lernen und die Schulkultur verändert.
Zwei Tage diskutierten 200 Expert*innen auf dem 3. Bundeskongress Kulturelle Schulentwicklungunter dem Fokus „SchuleGESTALTEN – Lernen verändert“. Er rückte die Frage ins Zentrum, wie Kulturelle Bildung und ästhetische Dimensionen Bildungsprozesse fördern, die Persönlichkeitsentwicklung stärken und gesellschaftliche Teilhabe unterstützen.
Fachvorträge und Good-Practice-Beispiele reflektierten die konkrete Ausgestaltung eines Schulalltags, der durchzogen ist von ästhetischem Handeln und von ästhetischen Räumen. Diskutiert wurde auch, wie strukturelle und politische Rahmenbedingungen gestaltet sein müssen, damit Schule ihren Bildungsauftrag in einer pluralen Gesellschaft realisieren kann.
Deutschlandweit gibt es bereits viele Modelle und gute Netzwerke für kulturelle Schulentwicklung, an denen sich Schulen, außerschulische Partner der Kulturellen Bildung, Verwaltung und Politik, Stiftungen und Verbände, Träger der Aus- und Weiterbildung sowie Wissenschaft beteiligen.
Es ist aber noch viel zu tun, denn mit Sorge verfolgen die Expert*innen und die Initiatoren des Bundeskongresses, dass Kulturelle Bildung im Zuge der Corona-Pandemie wieder verdrängt wurde: aus den Schulen und aus der Freizeit junger Menschen. Umso wichtiger ist es, dass Bundes- und Landesprogramme sowie Kooperationen kultureller Schulentwicklung verstärkt werden.
Über den Bundeskongress Kulturelle Schulentwicklung
Die Reihe „Bundeskongress Kulturelle Schulentwicklung“ ist eine Initiative der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel und des Weiterbildungsmasters „Kulturelle Bildung an Schulen“ der Philipps-Universität Marburg gemeinsam mit der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ).
Der 3. Bundeskongress Kulturelle Schulentwicklung am 26. und 27. Mai 2021 wurde gemeinsam mit der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Thüringen konzipiert und gestaltet. Der Bundeskongress fand erstmalig online statt. Gefördert wurde der diesjährige Kongress von der Bertelsmann Stiftung, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Crespo Foundation, der Karl Schlecht Stiftung, der PwC-Stiftung, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und vom Freistaat Thüringen Staatskanzlei.
Alle Informationen zum Programm des 3. Bundeskongresses Kulturelle Schulentwicklung
Informationen und Materialien zum Thema Kulturelle Schulentwicklung
Presseinformation [19.06.2020]
In einer Stellungnahme fordert der Vorstand der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) die Bundesjugendpolitik auf, die kulturelle Jugendbildung durch die European Youth Work Agenda als jugendpolitisch-relevantes Feld in ganz Europa zu verankern.
Die aktuelle Krise hat zahlreiche Einschränkungen für die Rechte und Interessen junger Menschen in Europa mit sich gebracht, deren Konsequenzen noch nicht absehbar sind. Damit Jugend in Europa eine Zukunft hat, sind jetzt eine Vielzahl von Maßnahmen notwendig.
Die kulturelle Jugendbildung erreicht mit ihren vielfältigen Arbeits-, Angebots- und Organisationsformen junge Menschen in allen Ländern Europas. Für ein Europa, das die jungen Menschen, ihre Wünsche und Bedürfnisse ernst nimmt, ist es relevant, dass sich die Jugendlichen über Ländergrenzen hinweg, partizipativ und kreativ, auch mittels künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten, austauschen können, gemeinsam Ideen entwickeln und Gemeinschaft mitgestalten. Als nicht expliziter Bereich von Youth Work erfährt die kulturelle Jugendbildung auf europäischer Ebene aber kaum jugendpolitische Bedeutung. Und doch bringt sie sich aktiv ein, um z. B. die aktuelle europäische Jugendstrategie zu unterstützen.
Die geplante European Youth Work Agenda, die im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft durch das Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend angestoßen und vor Ende 2020 beschlossen werden soll, bietet nun der bundesdeutschen Jugendpolitik die Möglichkeit, die kulturelle Jugendbildung in die jugendpolitischen Strategien der EU-Mitgliedsstaaten einzubeziehen.
„Kulturelle Teilhabe und Kulturelle Bildung dürfen in jugendpolitischen Strategien der EU, wie jetzt der European Youth Work Agenda, nicht fehlen. Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung mit ihren landes- und bundesweiten Fachorganisationen und Verbänden aller Kunst- und Kultursparten ist bereit, hierfür Mitverantwortung zu übernehmen.“
Prof.in Dr.in Susanne Keuchel, BKJ-Vorsitzende
Zur Stellungnahme: Kulturelle Jugendbildung in europäische jugendpolitische Strategien einbeziehen
Presseinformation [31.03.2020]
Gemeinnützige Einrichtungen, Träger und Initiativen der Kulturellen Bildung erreichen in normalen Zeiten jeden Tag Millionen junger Menschen. Diese Infrastruktur braucht dringend Unterstützung, damit Angebote Kultureller Bildung Kinder und Jugendliche jetzt und in Zukunft stärken können.
Nicht zur Schule gehen, keine Freund*innen treffen – die Bandprobe fällt aus, ebenso die Theater-AG und das Training im Sportverein. Alltag zu bewältigen ist derzeit für Kinder und Jugendliche eine große Herausforderung. Daher brauchen gerade jetzt junge Menschen Gelegenheiten, sich über ihre Fragen und Gedanken, ihre Sorgen und Ideen auszutauschen und diese zum Ausdruck zu bringen.
„Für Kinder und Jugendliche ist es nicht nur wichtig, dass die kulturelle Bildungslandschaft nach den Kontaktverboten schnell ihre reguläre Arbeit wieder aufnehmen kann. Denn zum Alltag zurückzukehren heißt auch zur ‚Kultur‘ zurückzukehren. Genauso wichtig ist es, die grundlegende Infrastruktur der Kulturellen Bildung aktuell so zu unterstützen und flexibel auszugestalten, dass sie trotz der existenzbedrohenden Krisensituation schon jetzt digitale und andere kontaktfreie Angebote machen kann, um in verunsichernden Zeiten Orientierung, Ausdrucksmöglichkeiten, Sinn und Lebensfreude zu bieten.“
Prof.in Dr.in Susanne Keuchel, Vorsitzende der BKJ
Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) begrüßt daher in einer aktuellen Stellungnahme die auf Bundes- und Länderebene sowie in vielen Kommunen auf den Weg gebrachten Hilfsmaßnahmen im Kultur-, Jugend- und Sozialbereich und die Absicherung durch den Kinder- und Jugendplan des Bundes ausdrücklich. Viele Fördermittelgeber haben zudem bereits in Aussicht gestellt, Bewilligungen, Förder- und Nachweisverfahren an die aktuelle Lage anzupassen.
Es zeigt sich aber bereits, dass die neu geschaffenen Sicherungsnetze noch engmaschiger werden müssen. Fast alle Einrichtungen und Vereine der Kulturellen Bildung sind zur Deckung ihrer Haushalte auf Eigenmittel z. B. in Form von Kursgebühren und Teilnahmebeiträgen angewiesen. Dazu gehören beispielsweise Jugendkunstschulen oder tanz- und theaterpädagogische Angebote. Sie werden bislang auf Bundesebene weder durch das Sozialschutz-Paket noch von den Hilfen für Solo-Selbstständige und Unternehmen aufgefangen. Betroffen sind nicht nur Träger der Kulturellen Bildung, sondern auch Jugendherbergen, Bildungsstätten und Jugendverbände mit ihren entsprechenden Einrichtungen. Ein Hilfsfonds bzw. eine Anpassung der Hilfsprogramme, um ausfallende Drittmittel und Eigenanteile zu kompensieren, ist dringend notwendig.
Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung befragt derzeit ihre Mitglieder zu den Folgen der Corona-Krise unter Berücksichtigung der verschiedenen Förderebenen und Politikbereiche. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass die Infrastruktur dieses für Gesellschaft, Kultur und Bildung unverzichtbaren Handlungsfeldes in ihrem Erhalt gefährdet ist, wenn Rettungsmaßnahmen nicht rasch und nachhaltig greifen.
Zur Rettung des Handlungsfelds bedarf es Soforthilfen. Hier gilt es zu prüfen, ob die schon auf den Weg gebrachten Hilfsmaßnahmen von Bund und Ländern wirklich kompatibel für das spezifische Feld der Kulturellen Bildung sind. Sie sollten folgende Aspekte berücksichtigen:
Mit dem Hochfahren des öffentlichen Lebens sollte die Struktursicherung der frei-gemeinnützigen Träger politisch mit gleichem Nachdruck betrieben werden wie das von der Bundesregierung angekündigte Konjunkturprogramm für die Wirtschaft. Neben der Notwendigkeit eines Strukturhilfeprogramms für die Stabilisierung der durch die Krise geschwächten Strukturen ist auch sicherzustellen, dass die aktuellen umfangreichen Sofort-Hilfemaßnahmen nicht dazu führen, dass künftige Fördermaßnahmen in Frage gestellt werden, auf die ein Gros der kulturellen Bildungsträger angewiesen ist. Denkbar wäre hier die zeitnahe Implementierung eines zusätzlichen Transformationsfonds für eine zeitgemäße Weiterentwicklung der Kulturellen Bildung:
Das Einrichten eines Transformationsfonds für eine Reorganisation der kulturellen Bildungslandschaft in analog-digitale zeitgemäße Strukturen wäre nicht nur eine Notmaßnahme, sondern eine Investition in die Zukunft.
Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter ist auf dem Weg. Um diesen auf eine gute Basis zu stellen, beabsichtigt der Bund bis 2025 zwei Milliarden Euro in die Bildungsinfrastruktur zu investieren. Spätestens jetzt müssen die Ganztagskonzepte neu gedacht werden, um die Rechte von Kindern und Jugendlichen auf Persönlichkeitsentwicklung, Partizipation und Freiräume zu verwirklichen.
Gestern hat die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) in ihrem Positionspapier „Kind- und jugendgerechte Ganztagsbildung“ auf die bisherigen kritischen Entwicklungen ganztägiger Bildung hingewiesen. Sie spricht sich für einen jugendpolitischen Paradigmenwechsel aus und für eine Abkehr von einem von Schul-, Familien- und Erwerbspolitik geprägten Blick auf Ganztag.
Dass dies auch ein zentrales Anliegen der Akteure der Kulturellen Bildung ist, formulieren Expert*innen im jüngst erschienen Fachbuch „Perspektive Ganztag?!“. Darin macht die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) sichtbar, welche konzeptionellen, jugendpolitischen und strukturellen Grundlagen eine kinder- und jugendgerechte Ganztagsbildung benötigt.
„Kinder und Jugendliche gehören ins Zentrum ganztägiger Bildung“, sagt Prof’in Dr. Susanne Keuchel, Vorsitzende der BKJ. Das bedeutet auch, dass es Bildungsgelegenheiten braucht, die Kindern und Jugendlichen gerechte Chancen bieten, sowie ein Angebotsspektrum, das auf ihre Interessen und Bedürfnisse ausgerichtet ist.
„Darauf haben sie ein Recht! Um dies zu realisieren, braucht es eine neue Diskussion des Verhältnisses von Kinder- und Jugendhilfe und Schule für den Ganztag: Sie muss aus der Perspektive der Kinder- und Jugendgerechtigkeit geführt werden. Die außerschulische Kinder- und Jugendarbeit hat dabei ein ganz spezifisches Potenzial für die Teilhabe und Bildung junger Menschen. Sie darf nicht zum Dienstleister für ein schulisches Bildungskonzept werden.“
Die Haltung der BKJ ist es, dass schulische und außerschulische Akteure den Ganztag als gleichberechtigte Kooperationspartner gestalten können. Dafür müssen die rechtlichen Voraussetzungen gesichert und Qualitätsstandards formuliert werden.
Für die vielfältigen Aufgaben, die mit einem kinder- und jugendgerechten Ganztagskonzept einhergehen, sind mehr Ressourcen als bisher geplant nötig: für die Kinder- und Jugendhilfe mit ihren außerschulischen Trägern, für Ganztagsschulen, aber auch für die Kulturarbeit. Das Ganztagsfinanzierungsgesetz, im November vom Bundeskabinett als Errichtung eines Sondervermögens zum Ausbau der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder beschlossen, ist ein wichtiger Schritt. Nun müssen sich Bund, Länder und Kommunen mit den Trägern der Kinder- und Jugendhilfe gemeinsam an den Tisch setzen, um Ressourcen, Qualitätskriterien und die Steuerungsverantwortung zu diskutieren.
Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendhilfe diskutiert die BKJ wichtige Entwicklungen für Kinder und Jugendliche in Deutschland in den Gremien dieses Forums und Netzwerks bundeszentraler Zusammenschlüsse, Organisationen und Institutionen der freien und öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe.
[15.10.2019] Presseinformation – Der Klimastreik am 20. September hat gezeigt: Junge Menschen engagieren sich für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Darauf muss Politik reagieren. Wie Kulturelle Bildung und internationale Jugendarbeit das Engagement der jungen Generation aufgreifen und unterstützen können, wird Thema einer internationalen Konferenz in Köln sein.
Seit über einem Jahr demonstrieren jeden Freitag weltweit junge Menschen für konsequentes Handeln gegen die Klimakatastrophe. Am 20. September 2019 erreichte die „Fridays-for-Future“-Bewegung mit generationsübergreifenden Demonstrationen überall auf der Welt einen Höhepunkt. Nachhaltigkeitsthemen, allen voran die Klimakrise, das Artensterben und der Erhalt unserer Lebensgrundlagen, sind für junge Menschen von höchster Relevanz. 73 Prozent der 14- bis 24-Jährigen in Deutschland sind laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage im Rahmen der Studie „(Post-)Digitale Lebenswelten“ der Meinung, dass es dringend notwendig ist, besser mit Ressourcen und der Umwelt umzugehen.
„Der Politik ist es bisher nicht gelungen, wirksame Maßnahmen zur Begrenzung des CO2-Ausstoß‘ zu ergreifen. Immer mehr Menschen wollen das nicht länger hinnehmen und fordern radikale Veränderungen – jetzt. Der Motor der Bewegung ist die Jugend. Wir brauchen eine Politik, die junge Menschen an allen Entscheidungen beteiligt, die sie betreffen – und dazu gehört auch eine Klimaschutzpolitik, die diesen Namen verdient!“ Susanne Keuchel, Vorsitzende der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ)
Auch Akteure aus Bildung, Kultur und Jugendarbeit sind gefordert, das Interesse und Engagement der jungen Generation aufzugreifen. Gerade die Praxis der Kulturellen Bildung mit ihren vielfältigen künstlerischen Herangehensweisen kann es jungen Menschen ermöglichen, nachhaltige Entwicklung als kulturelle und globale Herausforderung zu begreifen, und sie darin stärken, sich aktiv einzumischen. Insbesondere bei kulturellen Jugendbegegnungen mit Partnern aus Ländern des Globalen Südens – sogenannten weltwärts Begegnungen – werden wichtige Perspektivwechsel möglich.
Um das Zusammenwirken von internationaler Jugendarbeit, entwicklungspolitischer und Kultureller Bildung am Beispiel von weltwärts Begegnungen geht es bei der Konferenz „Perspektiven global erweitern“ am 30. und 31. Oktober 2019, zu der die BKJ und IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland einladen.
Ort: Rautenstrauch-Joest-Museum, Cäcilienstraße 29-33, 50667 Köln
Programm/Anmeldung: https://global.bkj.de/internationales/jkaglobal/konferenz/
Das dreijährige Forschungsprojekt „(Post-)Digitale Kulturelle Jugendwelten“ ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Verbundprojekt des Instituts für Bildung und Kultur und der FAU-Universität Erlangen-Nürnberg in Kooperation mit der Akademie der Kulturellen Bildung. Es untersucht, wie sich der digitale Medienwandel auf die aktuelle künstlerisch-kreative Praxis junger Menschen ausgewirkt hat. Die Projektleitung haben Prof. Dr. Susanne Keuchel und Prof. Dr. Benjamin Jörissen inne. Die Hauptergebnisse zu künstlerischen und kulturellen Aktivitäten Jugendlicher im analog-digitalen Raum werden im Oktober vorgestellt.
Ansprechpartner: Christoph Brammertz +49(0)2191-794-393 · presse@bkj.de
[20.5.2019] Kinder- und Jugendarbeit sowie die kulturelle Jugendbildung müssen jetzt die in den vergangenen Jahren forcierten Bildungslandschaften kritisch reflektieren und Partner für jugendgerechte Umsetzungskonzepte gewinnen. Bildungsnetzwerke und ihre Konzepte unterstützen Kinder und Jugendliche zukünftig bei den Anforderungen des Aufwachens nur dann, wenn sie ihre Bedürfnisse und Interessen ins Zentrum rücken und ihre Mitentscheidung ermöglichen.
Quelle und gesamte Presseinformation BKJ
[5.4.2019] Auf ihrer Mitgliederversammlung äußerten die bundesweiten Fachorganisationen der kulturellen Kinder- und Jugendbildung breite Zustimmung zu den Forderungen junger Menschen zum Klimaschutz und ihren Protesten im Rahmen von Schulstreiks, die zeitgleich zur Zentralen Arbeitstagung des Verbandes in Berlin stattfanden.
Um die Herausforderungen des Aufwachsens zu meistern, brauchen Jugendliche nach Meinung der Delegierten der 56 Mitgliedsorganisationen der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung die Zuversicht, dass Zukunft bewältigt werden kann. Doch wir – die Generation der heute Erwachsenen – haben es versäumt, frühzeitig wirksame Maßnahmen für den Klimaschutz zu ergreifen und Raubbau betrieben an den Ressourcen der kommenden Generationen. Die Jugendlichen, die jetzt auf die Straße gehen, prangern zu Recht an, dass sie die Leidtragenden unserer Versäumnisse sind. Denn der Klimawandel ist eine reale Bedrohung für ihre Zukunft. Deshalb gilt es jetzt zu handeln! Zur Herstellung von Teilhabegerechtigkeit gehört auch, dass wir uns gemeinsam mit Jugendlichen mit drängenden Zukunftsfragen auseinandersetzen, so die Vertreter*innen der kulturellen Kinder- und Jugendbildung.
Nach Ansicht der BKJ muss auch kritisch hinterfragt und analysiert werden, wie Politik und Gesellschaft derzeit mit dem berechtigten Protest junger Menschen umgehen. Die Vorsitzende der BKJ, Prof.in Dr.in Susanne Keuchel sagt: „Junge Menschen wollen mitentscheiden, wenn es um die Gestaltung ihrer Lebenswelt und ihrer Zukunft geht – und sie haben ein Recht darauf! Ihre Perspektiven können keinesfalls durch Ansichten Erwachsener ersetzt werden. Wir unterstützen daher ausdrücklich die Forderung junger Menschen nach sofortigen und spürbaren Maßnahmen für den Klimaschutz.“
Die Bundesregierung will im Rahmen ihrer Bundesjugendstrategie, u. a. auf dem Wege einer interministeriellen Arbeitsgruppe, die Voraussetzungen dafür schaffen, bei allen Gestaltungsprozessen die Belange junger Menschen zu berücksichtigen und mitzudenken. Im Umgang mit der „Fridays for Future“-Bewegung muss dies nun eingelöst werden: indem Positionen und Forderungen der Jugendlichen wirkungsvoll in politische Entscheidungsprozesse einbezogen werden.
Quelle und gesamte Presseinformation BKJ
[28.3.2019] Das Bundesnetzwerk Kinder- und Jugendarbeit wurde am 21. März 2019 in Nürnberg gegründet. Ziel des Netzwerks ist es, die verschiedenen Praxisfelder und Themenbereiche der Kinder- und Jugendarbeit bzw. der sie repräsentierenden Verbände, Arbeitsgemeinschaften und Organisationen auf Bundesebene zu vernetzen, den Fachdiskurs über die Grundlagen der Kinder- und Jugendarbeit zu fördern und damit die fachliche, fachpolitische und gesellschaftliche Relevanz der Kinder- und Jugendarbeit zu stärken. Die BKJ gehört zu den Gründungsmitgliedern. Ihr Geschäftsführer Tom Braun wurde in den Sprecher*innen-Kreis gewählt.
Das Bundesnetzwerk will regelmäßig einen bundesweiten Fachkongress Kinder- und Jugendarbeit veranstalten. Der nächste Kongress wird voraussichtlich vom 21. bis zum 23. September 2020 in Nürnberg veranstaltet.
Quelle und gesamte Presseinformation BKJ
[22.6.2018] Der Nationale Bildungsbericht erscheint alle zwei Jahre. Er wird von einer unabhängigen Gruppe von Wissenschaftler*innen unter Leitung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) erarbeitet. Beteiligt sind das Deutsche Jugendinstitut (DJI), das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), das Soziologische Forschungsinstitut an der Universität Göttingen (SOFI), das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LifBi) sowie das Statistische Bundesamt und die Statistischen Ämter der Länder.
Pressemiteilung der Kultusministerkonferenz „Bildungsbericht 2018 in Berlin vorgestellt. BMBF und KMK sind sich einig: Bildung lohnt sich – für jeden Einzelnen und die Gesellschaft” vom 22.06.2018
Kurzfassung Bildungsbericht [ als PDF über externen Link | 28 Seiten | 11,2 MB ]
Vollständiger Bildungsbericht [ als PDF über externen Link | 378 Seiten | 11,8 MB ]
Weitere Informationen zum Bericht „Bildung in Deutschland 2018” unter www.bildungsbericht.de
[18.6.2018] – Über 250 Projekte sind in diesem Jahr für eine Förderung im Programm „Künste öffnen Welten“ der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) ausgewählt. Sie zeigen, dass Kulturelle Bildung gesellschaftspolitisch relevant und wirksam ist: Die geförderten Bündnisse für Bildung schaffen inklusive Begegnungen, geben Kindern und Jugendlichen eine Stimme und bearbeiten Zukunftsthemen wie Ökologie, Zusammenleben oder Demokratie. Die Mittel für das Jahr 2018 sind ausgeschöpft.
Das Bundesförderprogramm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ erreichte schon in der ersten Förderphase zwischen 2013 und 2017 das zentrale Programmziel: mehr Bildungsgerechtigkeit. Bildungsgerechtigkeit, die nicht auf den schulischen Bildungserfolg reduziert ist. Vielmehr ermöglichen die geförderten Projekte kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe für Kinder und Jugendliche. Diesen Aspekt betont die BKJ in der zweiten Förderphase mit „Künste öffnen Welten“ besonders. Durch das Programm setzen sich daher vielfältige Träger kultureller Bildungspraxis vor Ort stärker mit Zusammenhalt, Diskriminierung, Kinder- und Jugendrechten, Radikalisierung oder Nachhaltiger Entwicklung auseinander und bringen diese Themen in ihre Arbeit ein.
Prof. Dr. Gerd Taube, Vorsitzender der BKJ, sieht den Dachverband für Kulturelle Bildung in der Verantwortung: „Wir müssen Kulturelle Bildung auch in ihrer gesellschaftspolitischen Bedeutung sichtbar machen. Die hohe Resonanz auf unser Programm zeigt, dass wir mit unserem großen Netzwerk auf dem richtigen Weg sind: Kulturinstitutionen, kulturpädagogische Einrichtungen, Kulturvereine, aber auch viele Träger der Jugend- und Sozialarbeit nehmen sich diesem gesellschaftlichen Gestaltungsauftrag an. Sie wollen etwas bewirken. ‚Kultur macht stark‘ ist mehr als ein Bildungsprogramm. Nicht zuletzt deshalb sollte es erweitert und verstetigt werden, denn Kinder und Jugendliche brauchen positive Erfahrungen, dass sie gehört und anerkannt werden, dass sie wirksam sind und Gesellschaft aktiv mitgestalten können. Kulturelle Bildung entfaltet genau hier gesellschaftliche Relevanz – in der Kooperation zwischen zivilgesellschaftlichen Akteuren und öffentlichen Einrichtungen und mit staatlicher Unterstützung. Daher braucht es weitere Investitionen in Infrastrukturen und Projekte, um die engagierten Bündnisse vor Ort zu sichern und eine nachhaltige Wirkung zu gewährleisten.“
Als Programmpartner des Förderprogramms „Kultur macht stark“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die BKJ mit „Künste öffnen Welten“ bereits in der zweiten Förderphase (2018 – 2022) Bündnisse, die außerschulische Projekte der Kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche umsetzen, die von Bildungsungerechtigkeit besonders betroffen sind. Mit ihrem Programm spricht die BKJ ein sehr breites Spektrum an Trägern und Konzepten an. Das Auswahlgremium wurde vor allem von denjenigen Projektanträgen überzeugt, die ausgehend von den Potenzialen der Künste mit kulturellen Bildungskonzepten
Für dieses Jahr haben 366 Bündnisse eine Förderung im Programm „Künste öffnen Welten“ beantragt. 120 sind mit ihren Projekten bereits im Frühjahr gestartet. Weitere gut 130 Projekte beginnen in den kommenden Wochen. Diese Resonanz zeigt: Wenn die Instrumente stimmen, ist die Praxis auf dem Weg und will bewirken.
Bündnisse, die ein kulturelles Bildungsprojekt im Jahr 2019 beginnen und dafür eine Förderung bei „Künste öffnen Welten“ beantragen wollen, können ihre Projektidee bis zum 15. September 2018 einreichen.
Informationen über das Förderprogramm „Künste öffnen Welten“
Informationen über die Projekte in „Künste öffnen Welten“
[20.9.2017] Kultur ist der drittgrößte Engagementbereich in Deutschland. Die Menschen, die sich hier engagieren, sind auch eine unverzichtbare Stütze für die vielfältigen Angebote in der Kulturellen Bildung. Ihr Engagement ermöglicht ihnen kulturelle Teilhabe und befördert das soziale Miteinander. Die BKJ fordert, dass Engagement für alle besser gefördert wird, und der Kulturbereich sich für alle Menschen öffnet – für mehr Teilhabe.
Aus den zentralen wissenschaftlichen Ergebnissen zum freiwilligen Engagement in Kultur, die heute beim Fachtag „Diversität, Inklusion und Engagement in Kultur“ der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) vorgestellt worden sind, geht hervor, dass Kultur der drittgrößte Engagementbereich in Deutschland ist. Das ist gut, doch ist es für viele ehrenamtlich geprägte Vereinsstrukturen wie Chöre, Orchesterverbände oder Amateurtheater auch schwierig neue Engagierte* zu gewinnen, die bereit sind Verantwortung zu übernehmen, und die dazu beitragen, die Angebotsvielfalt aufrecht zu erhalten. Die Zahlen zeigen außerdem, dass diejenigen, die sich engagieren eine kulturell eher homogene Gruppe sind. Diversität und Inklusion sind mit Blick auf die Engagement-Landschaft offenkundig noch kein Standard der Zivilgesellschaft.
Eine zentrale Frage ist daher: „Wie kann freiwilliges Engagement in Kultur für alle unter den Gesichtspunkten von Inklusion und Diversität möglich gemacht werden?“ Die BKJ empfiehlt, dass die Einrichtungen und Angebote freier Träger und die zahlreichen Vereine der Laienbewegungen, die abseits von kommerziellen Anbietern das kulturelle Leben prägen, für alle Menschen vielfältige Möglichkeiten schaffen, sich bei ihnen zu engagieren.
Im Kulturbereich gibt es erste Ansätze zu diversitätssensibler Entwicklung, um einerseits freie Kulturschaffende* aus unterrepräsentierten Communities zu stärken und andererseits langfristig strukturelle und institutionell verankerte Diskriminierungsformen abzubauen sowie diversitätsorientierte und demografiebasierte Entwicklungsprozesse in den Kultureinrichtungen zu etablieren.
Jährlich 20.000 Kinder und Jugendliche profitierten in den letzten fünf Jahren vom kulturellen Bildungsangebot, das 662 Bündnisse aus Kultureinrichtungen, sozialräumlichen Institutionen sowie Kitas und Schulen realisiert haben. Wie die kulturpädagogische Praxis diese jungen Menschen stärken konnte, diskutieren die Bündnisse in Berlin.
[Berlin, 13.6.2017] Kulturelle Bildung unterstützt Kinder und Jugendliche dabei, eigene Positionen zu entwickeln und zu vertreten. Sie brauchen heute mehr denn je Räume, in denen sie sich als selbstwirksam erleben und kritische Fragen entwickeln können. 662 Bündnisprojekte im Förderprogramm „Künste öffnen Welten“ der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) haben dies in den vergangenen fünf Jahren ermöglicht. Heute resümieren sie unter dem Titel „Kulturelle Bildungskonzeptionen für mehr Teilhabe erforschen und gestalten“ die Ergebnisse ihrer Arbeit. Die Tagung in Berlin bildet den fachlichen Abschluss des BKJ-Programms „Künste öffnen Welten“, das von 2013 bis 2017 im Rahmen von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert worden ist.
Kinder und Jugendliche angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen in ihren Selbstbestimmungsmöglichkeiten und in ihrer strukturellen Teilhabe zu stärken, ist ein anspruchsvolles Ziel Kultureller Bildung. Das ist gut und richtig, denn „es gibt noch immer eine große Zahl an Menschen, die sich als abgehängt und eben nicht als wirksam erleben. Wir fragen mit unserem Konzept ‚Das starke Subjekt‘ danach, welche Voraussetzungen wir schaffen müssen, damit möglichst alle Kinder und Jugendlichen sich selbst bestimmen und kritisch mit den gesellschaftlichen Entwicklungen umgehen bzw. diese konstruktiv mitgestalten können“, soTom Braun, Geschäftsführer der BKJ. Dabei gehe es nicht um Selbstoptimierung, sondern darum, eigene Standpunkte zu entwickeln sowie Offenheit für andere zu zeigen. „Mehr Teilhabe, Bildung und Kultur für alle zu erreichen, schaffen wir aber nur dann, wenn sich gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen weiterentwickeln und wir im demokratisch verfassten zivilgesellschaftlichen Netzwerk Kultureller Bildung, das bis vor Ort reicht, gemeinsam mit Bund, Ländern und Kommunen Verantwortung übernehmen“, so Tom Braun weiter.
Seitens des Bundesbildungsministeriums begrüßte Monika Bürvenich vom Referat Kulturelle Bildung und Europäische Schulen die 140 Teilnehmer*innen. Sie erläuterte, dass seit der ersten Pisa-Studie viel Energie in die formale Bildung investiert worden sei. Die außerschulische Bildung sei aus dem Blick geraten, dabei könne sie einen wichtigen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit leisten. Das Bundesbildungsministerium wolle mit „Kultur macht stark“ zusätzliche Angebote in der außerschulischen kulturellen Bildung schaffen. Die BKJ gewährleiste in „Künste öffnen Welten“ durch die sehr offene und spartenübergreifende Ausrichtung des Förderprogramms die ungeheure Bandbreite kultureller außerschulischer Bildung. Darüber hinaus seien es die Programmpartner, die „Kultur macht stark“ zum Erfolg führen. Sie stellten sicher, dass die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen in bildungsbenachteiligenden Risikolagen in den Bündnissen für Bildung erreicht werden. Und dass die Zielgruppe erreicht werde, zeige die Evaluation. Damit sei das Hauptziel des Programms erreicht, ein Grund, weshalb „Kultur macht stark“ auch ab 2018 fortgesetzt werde.
Weitere Fragen, die im Rahmen der Fachtagung diskutiert worden sind, richten sich auf die Zusammenarbeit unterschiedlicher Institutionen in einem Bündnis. Hierin liegt ein großes Potenzial für erfolgreiche Projekte, denn, so Lutz Lienke, der im BKJ-Förderprogramm „Künste öffnen Welten“ Mitglied der Jury ist, die die Projekte ausgewählt hat, und dem Vorstand des Bundesverbandes der Jugendkunstschulen und kulturpädagogischen Einrichtungen angehört: „Die Bündnisqualität, das heißt die Zusammenarbeit von kulturellen Einrichtungen, Schulen und Kindertageseinrichtungen sowie Partnern im Sozialraum, hat sich als zentraler Schlüssel in den Konzepten erwiesen: Sie bringen unterschiedliche Perspektiven und Kompetenzen ein, um neue Kinder und Jugendliche für Kulturelle Bildung zu begeistern, ungewöhnliche inhaltliche Wege zu beschreiten und nachhaltige Verantwortungsgemeinschaften zu bilden. Die tollen Projekte zeigen, dass sich Kulturelle Bildung dynamisch weiterentwickelt.“
Das Förderprogramm „Kultur macht stark“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wird ab 2018 fortgesetzt. Die BKJ informiert rechtzeitig, welche Programmpartner mit welchen Förderprojekten an der Fortsetzung von „Kultur macht stark“ beteiligt sein werden.
[5. 5. 2017] Kinder und Jugendliche profitieren davon, dass Schulen und außerschulische Bildungseinrichtungen miteinander und mit vielfältigen Akteuren kooperieren und dabei die Expertise unterschiedlicher Fachkräfte einbinden. Zum Beispiel von Künstler*innen, die oft gemeinsam mit Pädagog*innen kulturell-künstlerische Projekte für Kinder und Jugendliche umsetzen.
Diese Kooperationen und die damit verbundenen künstlerischen Ansätze und Perspektiven können Freiräume schaffen, in denen es für Kinder und Jugendliche möglich ist, sich mittels der Künste auszudrücken und zu positionieren, selbstbestimmt und partizipativ. Damit kann der Institutionalisierung und Pädagogisierung des Aufwachsens eine neue Perspektive entgegengesetzt werden – die des Freiraums. Diese Freiräume und ein weites Verständnis von Bildung und Kooperation in der Ganztagsschule werden auch im 15. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung, der kürzlich veröffentlicht worden ist, gefordert.
[25.4.2017] Vor einem Vierteljahrhundert, am 5. April 1992, trat in Deutschland die UN-Kinderrechtskonvention in Kraft. Das ist einerseits ein Grund zu feiern, andererseits auch Anlass, die Anstrengungen für die Verwirklichung der Rechte von Kindern und Jugendlichen zu verstärken. Denn nach wie vor haben die Rechte junger Menschen in Deutschland keinen Verfassungsrang. Als Mitglied der National Coalition Deutschland und der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) fordert die BKJ die Aufnahme der Kinderrechte in das Grundgesetz seit Langem – und auch der UN-Ausschuss für die Rechte der Kinder hat dies für Deutschland bereits drei Mal (1995, 2004, 2014) angemahnt.
Eine Aufnahme der Kinderrechte in die deutsche Verfassung ist wichtig, um den Schutz, die Förderung und die Partizipation von Kindern und Jugendlichen im Grundgesetz und das allgemeine Bewusstsein für die Rechte junger Menschen in der Gesellschaft zu stärken. Denn Kinder und Jugendliche sind keine „kleinen Erwachsene“, sie benötigen besonderen Schutz und kinder- und jugendgerechte Formen der Beteiligung.
Bisher werden Kinder im Grundgesetz lediglich als „Objekte“ elterlicher Verantwortung genannt. Auf Ebene der einfachen Gesetze, etwa im Kinder- und Jugendhilfegesetz, hat sich hingegen längst ein Paradigmenwechsel vollzogen: Hier sieht man junge Menschen als eigenständige Subjekte mit dem Recht auf Förderung, Persönlichkeitsentfaltung und Beteiligung. Auch in der kulturellen Kinder- und Jugendbildung ist dieses Paradigma der „Subjektstellung“ von Kindern und Jugendlichen handlungsleitend: Die Praxis der Kulturellen Bildung zielt darauf ab, dass die beteiligten Kinder und Jugendlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln, die sie stärken, und sich ihre Persönlichkeit umfassend entfaltet. Bildungs- und Entwicklungsziel der Kulturellen Bildung ist das „starke Subjekt“.
Um diesem Anspruch gerecht werden und die Praxis entsprechend weiterentwickeln zu können, müssen verschiedene „Wissensformen“ zusammenwirken: das Praxis- und Erfahrungswissen des Feldes in seiner ganzen Vielfalt ebenso wie das durch wissenschaftliche Erforschung und Reflexion generierte Wissen.
Deshalb setzt sich die BKJ als zivilgesellschaftliche Organisation auch politisch für die Verwirklichung der Kinderrechte ein und hat einen, nach den Politikfeldern Jugend, Bildung, Kultur und Auswärtiges, ausdifferenzierten Forderungskatalog aufgestellt, der benennt, was nach der Bundestagswahl politisch getan werden muss, damit die Rahmenbedingungen des Aufwachsens für alle jungen Menschen besser werden.
[24.2.2017] Ist Jugend ein zeitlich begrenzter Lebensabschnitt, eine nostalgiegetränkte Projektionsfläche oder gar ein Feindbild? Ist Jugend ein Recht oder nur ein notwendiges Übel, das es so schnell wie möglich hinter sich zu bringen gilt?
„Jugend“ ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Das stellt der Anfang Februar erschienene 15. Kinder- und Jugendbericht fest und fordert, Jugend als eigenständige Lebensphase wieder in den Fokus zu nehmen. In dieser Phase des Aufwachsens sind junge Menschen gefordert, selbstständig zu werden, eine Position zu finden und zu vertreten sowie sich zu qualifizieren. Der Bericht nennt dies die „drei Kernherausforderungen“ dieses Lebensabschnitts.
Was tut die Gesellschaft im Allgemeinen und die Jugendpolitik bzw. die Kinder- und Jugendhilfe im Besonderen, damit junge Menschen diese Herausforderungen bewältigen können?
Die Analysten des Kinder- und Jugendberichts kommen nicht in allen Bereichen zu zufriedenstellenden Antworten. Sehr kritisch bewerten die Sachverständigen etwa, dass der Aspekt „Qualifizierung“ das Aufwachsen zulasten der weiterenAufgaben „Verselbstständigung“ und „Selbstpositionierung“ dominiert.
Kritisch fällt auch die Analyse der Ganztagsschule aus. Sie habe die in sie gesetzten Erwartungen bisher nicht erfüllen können, so die Autor/innen. Es sei ihr nicht gelungen, zum Abbau von Bildungsbenachteiligung beizutragen. Die Sachverständigen fordern deshalb, den Ganztag neu zu konzipieren. Sie ermutigen die Akteure der Jugendarbeit – also auch der Kulturellen Bildung –, Farbe zu bekennen, für welche Rechte von Jugendlichen sie stehen, welche Rahmenbedingungen sie ermöglichen wollen und ihre Angebote selbstbewusst in Bildungslandschaften einzubringen.
Als weitere zentrale Herausforderungen nennt der Bericht: Politische Bildung als übergreifendes Prinzip der Kinder- und Jugendarbeit, Diversität und Inklusion sowie die stärkere Berücksichtigung der Perspektive einer digital vernetzten Jugend.
Der aktuellen Kinder- und Jugendbericht liefert der kulturellen Bildungspraxis viele Argumente. Zugleich formuliert er Aufträge, die auch die Akteure der Kulturellen Bildung in die Verantwortung nehmen. Lesen Sie hier eine ausführliche Zusammenfassung zentraler Aussagen und Forderungen des 15. Kinder- und Jugendberichts von BKJ-Grundsatzreferentin Kirsten Witt.
[25.11.2016] Über ein Jahr ist es her, dass die Zahl der Menschen, die auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung und Not in Deutschland ankamen, vorübergehend stark anstieg. Spontan entstanden im ganzen Land Initiativen zur Unterstützung geflüchteter Menschen. Vielerorts beteiligten sich daran Akteure der kulturellen Bildungsarbeit. Getragen vom Geist einer spontanen Willkommenskultur legten sie einfach los. Seitdem hat sich vieles bewegt und verändert – und mit der Zeit stellen sich die Fragen danach, wie aus einem „Willkommen“ ein „Ankommen“ und „Aufgenommen“ werden kann, wie aus Ideen nachhaltige Konzepte hervorgehen, wie sich aus improvisierten Initiativen verlässliche Angebote entwickeln können.
Der Beitrag der BKJ und des Netzwerkes, das sie vertritt, liegt darin, mit inklusiven Konzepten Verantwortung für soziale und kulturelle Teilhabe zu übernehmen und diese zu sichern – für alle Kinder und Jugendlichen. Dies lenkt den Blick ausdrücklich nicht nur auf die Teilhabe geflüchteter Menschen, sondern aller hier lebenden Kinder und Jugendlichen mit ihren Familien. Die Strukturen der kulturellen Kinder- und Jugendbildung mit ihrer ganzen Breite an schulischen wie außerschulischen Orten, Sparten und Professionen schaffen Gelegenheiten und fördern die Bereitschaft, einander zu begegnen und sich aufeinander einzulassen.
Die Gestaltung einer tragfähigen Willkommenskultur an vielen Orten zeigt: Ohne die Erfahrungen, Kompetenzen und Netzwerke der Zivilgesellschaft geht es nicht. Die Rechte auf Teilhabe, Bildung und Wohlergehen zu sichern, Diversität anzuerkennen, Inklusion umzusetzen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, kann nur gelingen, wenn zivilgesellschaftliche Akteure, Politik und Verwaltung zusammenarbeiten. Deshalb ist es erfreulich, dass die „Initiative kulturelle Integration“, welche Kulturstaatsministerin Grütters, Bundesinnenminister de Maizière, Bundesarbeitsministerin Nahles und die Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Özoguz, ins Leben gerufen haben, ein breites Bündnis mit zivilgesellschaftlichen Akteuren zu Grunde legt. Unter Moderation des Deutschen Kulturrats sollen Vertreter/innen aus Staat und Verbänden gemeinsam Leitlinien und Strategien für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in einer pluralen Gesellschaft erarbeiten. Die BKJ wird sich als Dachverband der Kulturellen Bildung in Deutschland und als Mitglied des deutschen Kulturrats aktiv in diesen Prozess einbringen.
[27.9.2016] Die jüngsten Landtagswahlen zeigen: Der gesellschaftliche Zusammenhalt scheint fragil. Es gibt Bürger/innen, die das Vertrauen in die demokratischen Werte und Verfahren verloren haben. Andere stellen eine Diversität an Kulturen und Lebensentwürfen offen in Frage. Die politische Kultur des Landes zeugt zwar von mehr Debatte, aber auch von mehr Polarität.
Auf die Frage, wie der gesellschaftliche Zusammenhalt vor diesem Hintergrund gestaltet werden kann, gibt es unterschiedliche und sicherlich keine einfachen Antworten. Für die BKJ steht dabei fest, dass Diversität in unserer Gesellschaft als Tatsache anerkannt und Strukturen, Institutionen, Organisationen und ihre Verfahren für eine aktive Teilhabe aller weiterentwickelt werden müssen. Wer ausschließlich Integration in ein bestehendes Sozial- und Kulturgefüge fordert, der übersieht, dass ein demokratisches Miteinander ohne konkrete Erfahrungen der Teilhabe und des Mitentscheidens nicht möglich ist: Zu viele Menschen stehen vor strukturellen und institutionellen Hürden, die ihnen Anerkennung verwehren und die Wahrnehmung ihrer Rechte erschweren.
Die gesellschaftlich etablierten Individuen, Gruppen und Organisationen, zu denen auch die BKJ und ihre Mitgliedsorganisationen zählen, müssen nicht nur für marginalisierte Individuen und Gruppen „eintreten“, sondern sie vollumfänglich einbeziehen. Denn Teilhabe realisiert sich nicht allein durch die Verteidigung von Rechten, sondern durch die gemeinsame Veränderung von Gesellschaft durch inklusive Prozesse. Erst wenn alle ihre Rechte im Alltag sowie in den institutionellen und organisierten Zusammenhängen erfahren können, wenn es nicht nur um „Erprobungsräume“, sondern um „Ernst-Situationen“ geht, ist die gemeinsame Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft möglich.
Mit seiner Jugendstrategie 2015–2018 will das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Jugendliche in ihrer Persönlichkeit, ihren Rechten und Mitgestaltungsmöglichkeiten stärken – unabhängig davon, welche äußeren Bedingungen und persönlichen Fähigkeiten ihr Leben prägen. Deshalb ist das Praxisfeld der kulturellen Kinder- und Jugendbildung mit seinen stärkenorientierten Arbeitsansätzen ein wichtiger Partner der Bundesjugendpolitik auf dem Weg zu einer inklusiven Jugendhilfe.
Der BKJ-Fachtag „AllerArt Inklusion“ am 16. Juni 2016 in Essen zeigte vielfältige Beispiele, wie Inklusion durch Kulturarbeit mit jungen Menschen gelingen kann.
In den Workshops und Diskussionen wurde betont, dass es keinen Königsweg zur Inklusion gibt. Es gehe vielmehr darum, forschend herauszufinden, wie jeder Mensch auf Grundlage persönlich entwickelter und individuell angepasster Methoden über sich hinaus wachsen könne.
Damit alle, die in Essen nicht dabei sein konnten, an den Impulsen und Erfahrungen des Fachtages und der Projekte des „Innovationsfonds Kulturelle Bildung (2014–2016)“ teilhaben können, sind eine Video-Dokumentation der Tagung sowie eine Arbeitshilfe für die Praxis geplant.
Der Fachtag wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und von der Aktion Mensch gefördert.
In einer Stellungnahme fordert die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. (BKJ) die umfassende Umsetzung der Kinder- und Jugendrechte für geflüchtete Kinder und Jugendliche. Sie beschreibt die Verantwortung und den potenziellen Beitrag kultureller Bildung – auch angesichts eines erforderlichen gesamtgesellschaftlichen Entwicklungsprozesses – und formuliert konkreten Handlungsbedarf.