Bundesverband Leseförderung e.V.
Wir lesen, weil wir die Welt verstehen und gestalten wollen

Grußbotschaft von Kirsten Boie

Happy Birthday!

In diesem Jahr feiert der Bundesverband Leseförderung sein zehnjähriges Bestehen – und er ist wichtiger denn je.

2018 ist das Thema Lesen verstärkt in die Medien geraten: Seit Veröffentlichung der letzten internationalen IGLU-Grundschulstudie wissen wir, dass eins von fünf Kindern in Deutschland im Alter von zehn Jahren nicht sinnentnehmend lesen kann. Welche Bedeutung eine ausreichende Lesefähigkeit hat, um einen Beruf zu erlernen und außerdem an den für die Demokratie notwendigen Meinungsbildungsprozessen durch Zeitungslektüre teilzunehmen, wird inzwischen immer lauter diskutiert. Hier engagiert sich der Bundesverband Leseförderung von Anfang an.

Natürlich ist die Vermittlung grundlegender Lesetechniken und die Steigerung der Leseflüssigkeit bis zu dem Punkt, an dem ein Text auch verstanden wird, Aufgabe der Schulen. Sobald dieses Ziel aber erreicht ist, fördert nichts die Lesefähigkeit so sehr wie die regelmäßige Lektüre von Büchern. Nicht nur die Lesegeschwindigkeit wird dadurch gesteigert und die Lesefähigkeit so verfestigt, dass sie nicht mehr verloren gehen kann: Die Kinder lernen auch komplexe innertextuelle Zusammenhänge zu verstehen – eine ganz wesentliche Fähigkeit z.B. für eine spätere Zeitungslektüre. Dass Lesen außerdem die Empathie stärkt, die Ausdrucksfähigkeit und die Rechtschreibung verbessert und zudem Hilfe sein kann bei der Bewältigung von Problemen, muss ich ohnehin nicht erwähnen. Ja, es ist wichtig, dass Kinder Bücher lesen – und der Bundesverband Leseförderung unterstützt sie dabei.

Denn warum lesen Kinder überhaupt Bücher? Anders als Erwachsene ganz sicher nicht, um mit ihren Kenntnissen aktueller Romane angeben zu können, und ganz sicher auch nicht, um sich zu bilden – selbst wenn das ja bei jeder Lektüre immer nebenbei unbemerkt auch geschieht. Kinder lesen, weil sie Spaß haben, Spannung erleben, getröstet werden wollen. Nur kommen viele Kinder aus bildungs- und buchfernen Familien nie dazu, freiwillig ein Buch in die Hand zu nehmen, und auch für die anderen sind die Hürden höher geworden.

Der Schule gelingt es nur selten, Spaß am Lesen zu wecken – und ohnehin spielt in der Schule Literatur eine viel zu geringe Rolle. Die so entstehende Lücke will der Bundesverband Leseförderung mit der Ausbildung von Lese- und Literaturpädagogen schließen, bei der es genau darum geht: Kenntnis über Kinderbücher und kreative Methoden der Vermittlung zu entwickeln, die nicht auf Textanalyse, sondern auf Spaß am Lesen zielen. Hier können Lese- und Literaturpädagogen Lehrer bei ihrer Arbeit unterstützen oder ergänzen und zudem in den unterschiedlichsten außerschulischen Settings Angebote zum Spaß mit Büchern machen.

Zum Beispiel auch an Kitas: Denn immer deutlicher wird ja, welche Rolle sie für den späteren Schul- und vor allem: Leselern-Erfolg spielen. Für Kitas rücken das Vorlesen und die Arbeit mit (Bilder-)Büchern immer stärker in den Blick. Vorlesen, Kamishibai, Gespräche über Vorgelesenes und kreative Auseinandersetzung damit werden immer mehr als wesentliche Instrumente alltagsintegrierter Sprachförderung im vorschulischen Alter erkannt.

Ähnlich wie die Lehrer sind auch die Erzieher hier häufig durch ihre Ausbildung nicht im wünschenswerten Maße qualifiziert. Weder kennen sie die aktuellen Bücher, die sie zu den verschiedensten Themen einsetzen könnten, noch die Fülle der Möglichkeiten, damit spielerisch umzugehen. Auch hier können Lese- und Literaturpädagogen unterstützen; zu überlegen wäre sogar, ob nicht an jeder Kita mindestens ein(e) Erzieher*in durch den Bundesverband Leseförderung zum Lese- und Literaturpädagogen qualifiziert werden könnte.

Der Bundesverband Leseförderung hat in den zehn Jahren seines Bestehens viel erreicht, und darauf kann er stolz sein. Aber vor ihm liegt eine Fülle wichtiger Aufgaben und es wäre wünschenswert, wenn er dafür auch im ausreichenden Maße finanzielle Unterstützung bekäme. 

Als Schirmfrau bedanke ich mich für den großen Einsatz all der Menschen, die sich in den vergangenen Jahren zeitaufwändig und zum großen Teil ehrenamtlich engagiert haben, und wünsche dem Bundesverband, dass seine Arbeit in der Zukunft stärker in ihrer Bedeutung wahrgenommen wird – mit den dazugehörigen finanziellen Konsequenzen.

Einen ganz herzlichen Glückwunsch und alles Gute für die (mindestens!) nächsten zehn Jahre, lieber Bundesverband!

Kirsten Boie

Der BVL bedankt sich herzlichst bei dem deutschen Illustrator Vitali Konstantinov für die kreative Umsetzung der vielen Ideen in Form des Jubiläumslogos.


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